Beduinen nennen es „Ata Allah“, Geschenk Gottes. Denn das Dromedar ist in der Wüste das wichtigste Transportmittel, es trägt Lasten bis zu 250 Kilogramm, liefert nebenbei Wolle und Milch, ist geduldig und genügsam, kann gut schwimmen und notfalls drei Wochen ohne Wasser auskommen. Das Dromedar ist ein wahrer Überlebenskünstler – egal ob Dürre, Hitze oder Kälte, das Dromedar kommt klar. Sogar in Landau.
Ich bin aktuell im „Kontaktstudium“ und darum sehr viel zu Fuß in Landau unterwegs. Die Hörsäle und Seminarräume der Uni sind nämlich über die ganze Stadt verteilt. Ich darf hier im Sommersemester Grundschulpädagogik studieren. „Kontaktstudium“ heißt es, weil man dabei in Kontakt kommt mit neuen Menschen, neuem Wissen, neuen Erkenntnissen – und mit Dromedaren – zumindest, wenn man in Landau studiert. Denn dort stehen mehrere Dromedare auf der Wiese vor dem Zoo. Mein Weg zur Uni führt mich laufend an ihnen vorbei. Und Dromedare helfen mir in Landau auch, gut über die Straße zu kommen; sie geben mir grünes Licht an den Ampeln rund um den Zoo. Das heißt: Die sanften Riesen begleiten mich, wenn ich durch Landau laufe. Übrigens: Der Name „Dromedar“ kommt vom griechischen Wort „dromás“, übersetzt: „laufend“. Also ein „laufendes Geschenk Gottes“! Denn sie machen mir laufend Lust aufs Lernen…
Sogar in den ersten Minuten an der Uni, in meinem ersten Seminar blickten mich Dromedar-Augen an – bei einer Präsentation zum Thema „Lernumgebungen“. Die Zooschule Landau ist nämlich eng mit der Uni verbunden – und damit sind auch wieder die Dromedare an Bord, quasi als Pädagogen: Sie transportieren nicht nur Lasten, sondern auch Wissen, und zwar so, dass es für die Kinder nicht als Last empfunden wird, sondern als Lust.
Zwei Schwerpunkte habe ich mir in diesem Semester ausgesucht: Religionspädagogik und BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung). Und beides hat viel miteinander zu tun: Wusstet ihr zum Beispiel, dass der Zoo in Landau für manche Tiere eine “Arche Noah” ist? Es gibt dort nämlich Tiere, die in der Natur ausgestorben sind. Die Socorrotaube zum Beispiel wurde in den 1970er Jahren in ihrem natürlichen Lebensraum ausgerottet. Ausgerechnet die Taube, die in der Erzählung von der Arche Noah eine so wichtige Rolle spielt! Solange sie noch nicht in ihren Lebensraum zurückkehren kann, lebt sie zusammen mit Pinguinen, Tigern und Dromedaren in Landau…
Euer Stefan Mendling